Der Redakteur erinnert sich: PERRY RHODAN digital

28. Oktober 2013

Am 18. April 2011 begann ich mit den Notizen zu einer – wie ich annahm – damals wegweisenden Idee. Ich nannte sie »PERRY RHODAN digital«, und ich schrieb die Stichworte zu einer Zeit nieder, als wir mit verschiedenen Partnern über einen komplett neuen E-Book-Vertrieb verhandelten.

Mir war klar, dass es eine große Arbeit sein würde, die komplette PERRY RHODAN-Serie zu digitalisieren. Wir sprachen zu diesem Zeitpunkt von weit über 2500 Heftromanen, die wir als Epub-Dateien benötigten. Die Kosten für das Nachbearbeiten sowie teilweise für das Scannen betrugen mehrere Zigtausend Euro – es würde eine Weile brauchen, diese wieder »einzuspielen«.

Meine Idee notierte ich nur skizzenhaft in einer Word-Datei: »Start mit Band 2600, also am 17. Juni 2011« stand in der ersten Zeile, gefolgt von »Ende am 30. September 2011, auf dem WeltCon« in der zweiten Zeile. Geplant waren 15 Wochen, das Ziel war »ein PERRY RHODAN-Roman, den es nur digital gibt«.

Niemand wusste damals, wie sich das Geschäft mit den E-Books entwickeln würde; alles war neu und frisch. Viele Verlage hatten ernüchternde Erfahrungen gesammelt, nur für PERRY RHODAN war das Geschäft bisher lukrativ gewesen. Ich überlegte zu diesem Zeitpunkt aber, wie man mit zusätzlichen Romanen auch Leser interessieren könnte, die nicht nur die wöchentliche Hefte haben wollten.

Die inhaltliche Überlegung: »zum Download auf allen Portalen – parallel zur laufenden Handlung – entweder SOL – da dürsten die Leser danach – oder Milchstraße – das interessiert auch alle«. Dass jede Woche eine Folge kommen sollte, stand außer Frage.

Für das Exposé hatte ich Uwe Anton im Visier. Wen sonst? Uwe schrieb zu jener Zeit die Exposés für die laufende Erstauflage, also wäre er für ein solches Projekt ideal gewesen. Als Autoren schwebten mir Christian Montillon vor oder einer der Autoren aus dem Fan-Umfeld: Gerry Haynaly notierte ich auf meinem Zettel, andere Namen hatte ich im Kopf. Als Lektor hatte ich mich selbst vorgesehen – weil wir ja Kosten sparen wollten.

Von vorneherein war klar, dass wir hinterher eine gedruckte Verwertung machen wollten: in Form eines Planetenromans beispielsweise. Aber konkrete Pläne hatte ich zu dieser Zeit keine.

Zu viel war ungewiss. Ich machte einige Notizen, wie wir die Honorare bezahlen sollten. Vor allem musste ich mir überlegen, auf welches Objekt wir das jeweilige Honorar buchen sollten. Über solche Dinge musste ich mir immer wieder Gedanken machen; letztlich war PERRY RHODAN für die Kollegen in der Buchhaltung so komplex, dass sie oft auf Unterstützung der Redaktion angewiesen waren. War das dann ein »Marketing-Aufwand«, oder sollten wir mit der Buchhaltung über ein »Sonderkonto« sprechen?

Soweit war ich in diesem April 2011 – und dann überrollten mich die Ereignisse. Die Produktion des WeltCon-Buches wurde immer aufwendiger, die Vorbereitungen für den PERRY RHODAN-WeltCon 2011 und die neue Serie PERRY RHODAN NEO prasselten über die Kollegen und mich herein. Und natürlich waren wir alle damit beschäftigt, die E-Book-Produktion mit unserem neuen Partner Bookwire so logisch und schlüssig wie möglich vorzubereiten.

So verrann die Zeit, und plötzlich war das Jahr vorüber. Meine Überlegungen gerieten nicht in Vergessenheit, aber ich kam nicht dazu, ein vernünftiges Konzept aus allem zu machen. Als die ersten anderen Verlage mit »digital only«-Produkten auf den Markt kamen, erinnerte ich mich mit Wehmut an die ersten Ideen vom April 2011.

Vielleicht, so dachte ich, werde ich sie doch irgendwann umsetzen ...

Klaus N. Frick