Der Redakteur erinnert sich: Monde des Schreckens

7. März 2016

Im August und September 1999 telefonierte ich nicht nur einmal mit Rainer Castor. Wir beide beschäftigten uns intensiv mit einem Buch, von dem ich erwartete, dass es die PERRY RHODAN-Historie buchstäblich auf eine neue Basis stellen würde. Rainer Castor steckte in den letzten Arbeitsschritten an einem Roman, dem er den Arbeitstitel »Monde des Schreckens« gegeben hatte; dieser sollte als fünfzehntes Buch der ATLAN-Buchreihe erscheinen.

Weil es terminlich ziemlich eng wurde, hatte ich von Anfang an mit Rainer verabredet, dass er in diesem Buch auch »alte« Ideen verarbeiten konnte. So tauchten in diesem Roman mehrere Kapitel auf, die einem eigenständigen Roman-Universum des Autors entsprangen. Sogar einige Völker baute er ein, die er sich ausgedacht hatte, die er aber gut ins Perryversum integrieren wollte.

Rainer stellte mir viele seiner Überlegungen am Telefon vor, und er schickte mir handschriftliche Skizzen; ich war immer wieder beeindruckt von der Fülle seiner Ideen. Am meisten gefiel mir dabei, dass er es schaffte, diese vielen Ideen so in den Serienkontext einzubinden, dass es sogar mir manchmal schwerfiel zu erkennen, was nun von ihm stammte oder was von den »Altmeistern« wie Karl-Herbert Scheer und Hans Kneifel entwickelt worden war.

Ich erhielt das Manuskript bereits im August. Es wurde von Hartmut Kasper redigiert – von dem damals noch keiner ahnen konnte, dass er bald unter seinem Pseudonym Wim Vandemaan für die PERRY RHODAN-Serie schreiben würde –, während ich es parallel las. Mir war klar, dass Rainer Castor mit dem zweiten Band seiner Arkon-Trilogie noch einmal in die Vollen greifen würde. Dennoch war ich von der Fülle der Details überrascht, die er vor mir ausbreitete und die bald auch die Leser zu Gesicht bekommen würden.

Was der Autor sich selbst mit seiner Arkon-Trilogie innerhalb der ATLAN-Reihe auferlegt hatte, wusste nur er selbst. Ich konnte es mir nach den Telefonaten und nach der Lektüre des Manuskripts höchstens ein bisschen vorstellen.

Selbstverständlich sollte der ATLAN-Band mit der Nummer 15 eine konsequente Fortführung des 14. ATLAN-Buches sein – mit »Imperator von Arkon« hatte Rainer Castor diese Trilogie begonnen. Der Autor zeigte Atlan in seiner Funktion als Imperator des großen Arkon-Imperium, der nach gut zehntausend Jahren auf der Erde endlich wieder in seiner »alten Heimat« angelangt und dort damit beschäftigt ist, sich seiner zahllosen inneren und äußeren Feinde zu erwehren.

Die innenpolitischen Gegner musste Rainer Castor nicht erfinden, die konnte er aus den bereits bestehenden PERRY RHODAN-Romanen nehmen. Die äußere Bedrohung mit den sogenannten Tekteronii war aber neu – dieses Volk macht in dem Roman erstmals »so richtig« mobil und will das Imperium massiv angreifen. Dass hinter all diesen Aktivitäten zahlreiche Geheimnisse stecken, die über eine Million Jahre in die Vergangenheit reichen, das kann Atlan nicht wissen.

Das war übrigens der Punkt an der Arkon-Trilogie, der mich begeisterte, wenngleich ich fand, dass Rainer hier ein wenig zu kompliziert schrieb. Der Autor erarbeitete Hintergründe, die vor allem jene Leser erfreuen würden, die PERRY RHODAN sehr gut kannten. So schrieb er zahlreiche Hinweise in den Roman hinein, die dem Helden selbst noch nichts sagen würden, dem interessierten Leser aber sehr wohl. Geheimnisse etwa des Schwarms oder des Kosmischen Schachspieles verwob Rainer Castor ebenso in die Handlung der Trilogie wie Hinweise auf die Horden von Garbesch und die Mächtigen.

Rainer Castor entfaltete somit eine – für mich auf jeden Fall – faszinierende Handlung, die vordergründig einige wenige Monate Handlungszeit umspannte, die aber in Wirklichkeit eine Million Jahre des PERRY RHODAN-Kosmos verband. Ich mochte die kosmische Ebene der Serie schon immer, und ich hatte stets eine Freude an der »Kosmo-Historie« – hier kam nicht nur ich auf meine Kosten, das würde auch viele Fans begeistern.

Völker wie die echsenhaften Dron wurden von Rainer Castor deutlicher beschrieben, die Mispaner und die Andooz wurden klarer definiert, und mit den Gijathrakos griff er die Historie des alten Arkon-Imperiums auf. Dazu kam das höfische Gepränge am Hof des Imperatoren, was ich mir vorher so nicht hatte vorstellen können ...

Ich las »Monde des Schreckens« mit wachsender Faszination. Mir war klar, dass nicht jeder Leser dasselbe empfinden würde – das war für manche sicher »harter Tobak«. Als Lektor griff Hartmut Kasper an einigen Stellen stärker als üblich in das Manuskript ein; mit mancher Streichung einer besonders komplizierten Stelle war der Autor nicht einverstanden. Auch hier hatten wir die eine oder andere Diskussion am Telefon zu bewältigen. Aber ich war sicher, dass dieser »letzte Schliff« durch den Lektor dem Manuskript gut tat.

Danach konnte es in die Setzerei gehen, wir hielten die Termine für die Erst- und die Zweitkorrektur ein, und dann gingen wir daran, uns auf die Frankfurter Buchmesse vorzubereiten. Vielleicht würden wir es schaffen, den zweiten Band der Arkon-Trilogie bis zu dieser Veranstaltung vorzulegen?

Mir stand allerdings noch ein heikles Telefonat bevor. Der Autor, der sich bei »Monde des Schreckens« massiv in den Termindruck begeben hatte, musste bald den dritten Teil der Arkon-Trilogie liefern. Wieder wollten wir ein umfangreiches Manuskript von ihm haben, wieder würde es zu wenig Zeit für Rainers Qualitätsansprüche sein – aber ich war in diesem September 1999 sicher, dass wir den dritten Teil auch mit viel Optimismus angehen konnten ...

Klaus N. Frick


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