Der Redakteur erinnert sich: Ein grauer Tag in Köln – Teil drei

13. Oktober 2016

Die Trauerfeier für Thomas Ziegler lief an diesem grauen Tag im September 2004 nicht so, wie ich es erwartet hatte. Meine Rede fand ich selbst nicht gerade brillant und angemessen – aber ich war auch nicht darauf vorbereitet. Deshalb war ich sehr froh, als sich eine Änderung abzeichnete.

Auf einmal ging die Tür auf, und neben einer ganzen Reihe anderer Gäste tauchte Michael Görden auf. Der Verlagslektor und Literaturagent hielt als alter Freund des Verstorbenen seine Rede, in der er vor allem auf den Menschen einging und die Person würdigte. Sehr ausführlich sprach er allerdings auch nicht, so dass sich die Verabschiedungszeremonie auf zwei kurze Reden und viel Orgelmusik beschränkte.

Als PERRY RHODAN-Autor hatte Rainer in den 80er-Jahren erneut gezeigt, welches Talent er besaß. Er schaffte es, aus vergleichsweise schlichten Weltraumabenteuern packende Romane zu erschaffen, in dem er sich auf die Personen konzentrierte und diese so interessant schilderte, dass man als Leser auch mit den bizarrsten Außerirdischen mitfieberte.

Thomas ZieglerDer Weltraumreporter Krohn Meysenhart blieb mir zwanzig Jahre lang im Gedächtnis. Der Blue, dessen Name ich vergessen habe und der stets versuchte, einen Muurt-Wurm zu essen, war eine skurrile Figur mit Tiefgang. Und bereits der Armadaflößer, die Hauptfigur des ersten Ziegler-Romans bei PERRY RHODAN, hatte eine faszinierende Ausstrahlung, die man in der Serie zu jener Zeit nicht so oft fand. Beeindruckend war das stets, und mir hatten alle Ziegler-Romane gefallen. Deshalb war ich schwer enttäuscht, als die Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und dem Autor Mitte der 80er Jahre plötzlich und ohne Angabe von Gründen beendet wurde.

Irgendwann hörte das Orgelspiel auf. Die Eltern des Verstorbenen gingen als erste an den Sarg mit den sterblichen Überresten, um sich von Rainer Zubeil zu verabschieden, dann folgten die Familienangehörigen. Zuletzt gingen die Kollegen und ich hin, um einen letzten Gruß zu geben. Es war ein beklemmendes Gefühl. Obwohl ich den Verstorbenen kaum gekannt hatte, ging es mir in diesem Moment stark ans Gemüt; fast hätte ich geheult.

Vor der Tür herrschte grauer Nieselregen. Die Lebensgefährtin lud uns zu einem Imbiss in eine Kneipe in der Kölner Südstadt ein. Sie sagte, es sei Rainers Lieblingskneipe gewesen, und er hätte sich bestimmt darüber gefreut, wenn wir kommen würden. Horst Pukallus, Achim Mehnert und ich entschlossen uns, mit Uwe Anton in die Südstadt zu fahren. Diesen letzten Wunsch wollten wir dem Verstorbenen erfüllen.

Achim Mehnert als Ortskundiger lotste uns quer durch die Stadt, und nach einer halben Stunde fanden wir einen Parkplatz. Später saßen wir in einem sehr gemütlich wirkenden, aber für eine Trauerfeier nicht optimalen Lokal in der Südstadt. Es blieb eine seltsame Veranstaltung: Wir Science-Fiction-Leute saßen zusammen, einigermaßen sprachlos und wortkarg, und unterhielten uns in kurzen Sätzen, die von langen Redepausen unterbrochen wurden. Einige rauchten, einige tranken Kaffee, einige aßen eine Suppe.

Die Familie bildete eine eigene Gruppe, ebenso die alten Freunde des Verstorbenen. Zwischen den Gruppen gab es wenig Kontakt. Immerhin war es warm in dem Lokal, wenngleich die Stimmung irgendwie seltsam war. Mit den Science-Fiction-Kollegen tauschte ich Erinnerungen an Rainer Zubeil aus, wir waren traurig und bedrückt.

Am späten Nachmittag verließ ich die Gaststätte. Der Himmel über Köln war immer noch grau, es nieselte leicht, und ich fröstelte. Als ich mit der Bahn die Stadt verließ, umfing mich erneut die Trauer. Ich schaute aus dem Fenster des Zuges, der mich in Richtung Süden trug, und dachte an die Romane, die Rainer Zubeil geschrieben hatte, und an die Romane, die er noch verfassen wollte.

Es war ein grauer Tag, es war ein grausiger Tag, und ich wollte den verstorbenen Autor als lebenslustigen Menschen in Erinnerung behalten. Ein schweres Unterfangen ...

Klaus N. Frick

 


PERRY RHODAN-Planetenromane 63/64 – Cover von Arndt DrechslerPERRY RHODAN-Planetenromane 63/64:
»Die Stadt der Zukunft / Der Narrenturm«

»MAMMA-1 ist eine computergesteuerte Stadt aus Biokunststoff, eine Modellmetropole, die darauf ausgerichtet ist, den Wünschen ihrer Bewohner weitestgehend nachzukommen. Die Stadt scheint perfekt zu sein, doch als der Großversuch mit speziell ausgewählten Testpersonen beginnt, verwandelt sie sich in ein Tollhaus ...

Sonderbare Charaktere bewohnen das Galactic Center, einen Büroturm in Terrania: Famos O’Hack, der Denkfabrikant, Lukas Lorrimer, Leiter eines interkosmischen Ehevermittlungsinstituts, und Kargenoris Pan, ein Detektiv, der von Zeitspionen bedrängt wird. Sie und andere Typen machen aus dem Gebäude den Narrenturm ...

Diese beiden Romane zeigen die absurd-humoristische Seite des Schaffens von Thomas Ziegler.«

Der Planetenroman-Doppelband ist seit dem 7. Oktober 2016 erhältlich und kostet 9,95 Euro; zu beziehen ist er über den Shop des Zaubermond Verlags, man kann die Reihe auch abonnieren. Mithilfe der ISBN 978-3-95426-382-0 kann der Doppelband außerdem in jeder Buchhandlung bestellt werden.

Das E-Book kostet 5,99 Euro; es wird von allen E-Book-Shops wie Amazon, eBook.de und Science-Fiction eBooks angeboten.