Der Redakteur erinnert sich: Ein Blick auf Traversan

4. August 2014

»Wie wäre es eigentlich, wenn wir einfach mal neue ATLAN-Romane veröffentlichen würden?« Im Frühjahr 1998 war das ein Thema, über das ich mit Robert Feldhoff immer wieder sprach. PERRY RHODAN war in diesen Tagen auf einem guten Kurs, wie wir fanden: Das Marketing expandierte, die laufende Erstauflage gefiel den Fans, und die Stimmung unter den Autoren war richtig gut.

Nach vielen Vorbereitungen, die allesamt sehr hektisch verliefen und über die ich an anderer Stelle noch ausführlicher berichten werde, schickten wir im Juli 1998 die ersten Exposés an die Autoren hinaus. Die gesamte Produktion sollte voller Überraschungen für die Leser stecken – und das begann schon beim ganzen »Drumherum«.

Der »Traversan«-Zyklus war die erste Miniserie, die aus dem PERRY RHODAN-Universum entstand, und sie war der erste Zyklus, für den Robert Feldhoff als alleiniger Exposéautor verantwortlich zeigte. Es war zudem das erste Mal, dass Rainer Castor die Datenrecherche übernahm und die Chance nutzte, die Arkon-Historie »breit auszumalen«. Darüber hinaus probierten wir im Verlauf des Zyklus neue Autoren wie Rainer Castor oder Frank Borsch sowie neue Zeichner aus.

Robert und ich wollten die Chance nutzen, Atlan wieder in ein klassisches Abenteuer zu verwickeln. Robert verfiel auf den Gedanken, unseren Helden in die Vergangenheit zu schicken und ihn die Frühzeit des Arkon-Imperiums erleben zu lassen. Action und Romantik, Raumschlachten und Liebesgeschichten – all die Dinge, für die Atlan als Romanfigur stand, wollten wir in einer zwölfbändigen Miniserie erzählen.

Ganz ohne Augenzwinkern blieb Robert dabei nicht. Schon seine Charakterisierung der aktuellen Traversan-Bewohner, die erstmals von ihm erwähnt wurden, weist darauf hin: Es seien »traditionell widerspenstige, sympathische Leute, die schon mit dem Großen Imperium häufig Schwierigkeiten hatten und die auch heute nicht gerade Freunde des Imperators Bostich sind«. (Schon damals war klar, dass die Traversaner in der aktuellen Handlungszeit zu Gegnern der Expansionspolitik des aktuellen Kristallimperiums werden sollten.)

Der Exposéautor mochte es, wenn Dinge »verschränkt« wurden: Ein Element aus einem Roman sollte in einem späteren Roman erst die entscheidende Bedeutung erlangen. Aber solche Elemente mussten entsprechend vorbereitet werden. Wenn also in der Vergangenheit eines Planeten ein großer Krieg stattgefunden hatte, musste man in der aktuellen Zeit einige Spuren davon finden können. Robert platzierte solche Hinweise in der Hauptstadt des Planeten.

Sie sollte so präsentiert werden, dass »bestimmte rätselhafte Merkmale sich aus der Vergangenheitshandlung des Romans erklären«. So wollte er einen riesenhaften Krater im Westen der Stadt schildern, von dem niemand wisse, wie er entstanden sei. Die Auflösung für das Rätsel: »In der Vergangenheit stürzte ein Schlachtschiff an dieser Stelle ab, löschte ein komplettes Stadtviertel aus und schlug den Krater. Heutzutage ist der sogenannte Himmelskrater dicht besiedelt und gilt als bevorzugtes Wohnviertel der Fremden und Zugezogenen auf Traversan.«

In seinem Exposé griff Robert Feldhoff bewusst auf »alte Themen« zurück: die Meister der Insel, die Zeitmaschinen, das klassische Arkon-Imperium. Alles wurde von ihm so angelegt, dass es Atlan unweigerlich in die Vergangenheit schleudern sollte. Dort wiederum sollte er auf die Traversaner treffen und sich in die Prinzessin Tamarena verlieben – nicht sofort und nicht ohne Probleme, aber im Verlauf der Zeit.

Die Daten zu diesem ersten Roman der neuen Miniserie waren vergleichsweise übersichtlich. Sie skizzierten die Handlung sowie die wichtigsten Personen. Dazu kamen aber die Hintergründe, die Rainer Castor erarbeitete. Rainer hatte über Jahre hinweg wichtige Details aus der klassischen ATLAN-Heftromanserie extrahiert. So konnten wir bei »Traversan« auf Logos und Wappen zurückgreifen, die es bereits in der Serie gab; wir übernahmen Begrifflichkeiten, Titel und Strukturen des alten Arkon-Imperiums.

Das führte von Anfang an dazu, dass »Traversan« so »echt« wirkte. Erstmals arbeiteten wir mit einer Übersicht arkonidischer Begriffe, so dass die »Tonta« als Maßeinheit beispielsweise nicht nur in Romanen von Hans Kneifel auftauchte, sondern von allen Autoren benutzt wurde. Wir hatten ein kleines Arkon-Lexikon als Grundlage, zu unseren Arbeitsmitteln zählten darüber hinaus »stellare Daten« zu den wichtigsten Sonnensystemen. Was Rainer Castor für uns recherchierte und zusammenstellte, ging meilenweit über das hinaus, was bisher im fünfbändigen PERRY RHODAN-Lexikon oder gelegentlichen Exposés formuliert worden war.

Wir waren uns von vorneherein im Klaren darüber, dass wir vor allem auf jüngere Autoren setzen wollten. Mit einer Ausnahme: Hans Kneifel musste dabei sein – niemand kannte sich so gut mit Atlan und den Arkoniden aus wie er. Aber an seiner Seite wollten wir Autoren wie Hubert Haensel und Peter Terrid einsetzen, die im damaligen Autorenteam zu den jungen Kollegen zählten. Und neben Frank Borsch und Rainer Castor testeten wir mit Rainer Hanczuk einen Autor, von dem ich bislang außer einigen Fan-Beiträgen nicht viel kannte. (Mittlerweile schreibt er unter seinem bürgerlichen Namen Rainer Löffler Krimis.)

Die Exposés gingen im Juli hinaus, die ersten Manuskripte trafen bereits im August ein. Damals kamen Manuskripte in Form von Ausdrucken, auf die man eine Diskette klebte; die Diskette wurde von mir als Grundlage für das zu redigierende Manuskript genommen.

Ich war beeindruckt, die Lektüre machte mir Spaß. Die Romane waren abenteuerlich und farbenprächtig, die Figuren gefielen mir alle, und Atlan war der knallharte und zugleich romantische Arkonide, wie ich ihn mochte. »Traversan« lief für meinen Geschmack richtig gut an, und über Zeitdruck und Übers-Wochenende-Redigiertätigkeiten machte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch keine Gedanken.

Roberts Exposés ließen den Autoren viele Freiheiten, die Daten engten sie nicht zu sehr ein. Im Sommer 1998 starteten wir mit großer Euphorie in das Abenteuer »Traversan« – und nachdem die ersten Romane im Herbst dieses Jahres erschienen waren, hatten Sabine Bretzinger als Redakteurin und ich allen Grund, gemeinsam mit den Autoren auf die neue Serie stolz zu sein.

Klaus N. Frick

 


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