Olivier Peru / Bertrand Benoit: Brocéliande 1 Auftakt zu einer wunderbaren Fantasy-Serie

7. Januar 2019

Dass verschiedene Künstler ein Thema variieren, ist in der französischen Comic-Szene offenbar ein neuer Trend. Nachdem unlängst mit »Androiden« die Science Fiction zur Geltung kam, wurde mit »Brocéliande« nun eine gelungene Fantasy-Serie aus der Taufe gehoben. Der erste Band der Serie trägt den schönen Titel »Die Quelle von Barenton«, und den habe ich bereits gelesen. (Mittlerweile liegt auch der zweite Band vor. Sieben werden es insgesamt.)

Die Autoren und Zeichner der Serie greifen dabei auf alte Mythologien zurück. Brocéliande ist ein Wald in der Bretagne, den es heute so gut wie nicht mehr gibt – er wurde abgeholzt, seine Flächen mussten Ackerland und Weiden weichen. Aber »Der Wald des kleinen Volkes«, wie auch der Untertitel der Serie lautet, ist der Ursprung zahlreicher Sagen und Legenden, die in das europäische Kulturgut eingegangen sind.

Der erste Band zeigt das gleich sehr schön. »Die Quelle von Barenton« erzählt von einem Zauberer namens Merlin, der inmitten des Waldes lebt, und der schönen Viviane, die später als die Dame vom See in die Sagenwelt eingehen sollte. Beide Figuren sind aus der Artus-Sage und anderen Geschichten bekannt, allerdings hat man sie noch nie in dieser Weise präsentiert bekommen.

Dass die beiden sich kennenlernen, geschieht nicht zufällig, sondern wird in gewisser Weise manipuliert: Zwei Korrigans – eine Art kleinwüchsiger Fabelwesen, mit den Gnomen verwandt – verlangen von einem Kobold, er solle eine Geschichte nur für sie erfinden. Weil der Kobold möchte, dass es eine große Geschichte mit einem guten Ende wird, fängt er damit an, alles für Merlin und Viviane zu tun. Leider muss er ebenso dafür sorgen, dass die beiden Korrigans eine heldenhafte Rolle erhalten.

Wie Olivier Peru die Sagengestalten durch die Handlung führt, ist absolut gelungen. Die Fabelwesen verhalten sich witzig und bösartig zugleich, sie haben ihre eigenen Ziele. Merlin hingegen, den man als alten Magier kennt, wird als junger Mann gezeigt, der unbedingt eine junge Frau für sich gewinnen möchte. Und die schöne Viviane ist anfangs nicht magisch begabt, sondern die Tochter eines Adeligen, die aber nicht auf den Mund gefallen ist.

Am meisten gewinnt der Comic durch die faszinierenden Zeichnungen. Bertrand Benoit setzt die Fabelwelt wunderbar in Szene. Kobolde aller Art, zauberhafte Feen, schöne Bäume und Büsche – das alles wird in seinen Bildern so präsentiert, dass man sich am liebsten in diese mystische Zeit versetzen möchte. Merlin als junger Zauberer, Viviane als schöne Prinzessin, eine Bande böser Plünderer – das zeigt Benoit mit so viel Freude am Detail, dass ich mir manches Bild ein zweites oder drittes Mal anschaue.

So entsteht ein Comic, der die untergegangene Fabelwelt des kleinen Volkes vor den Augen heutiger Leser auftauchen lässt. Die Geschichte ist witzig und spannend, sie ist vor allem abwechslungsreich, und man folgt ihr mit viel Freude. »Die Quelle von Barenton« ist ein gelungener Einstieg in eine neue Fantasy-Serie, und ich freue mich auf die Fortsetzung.

Wie es sich für Comics aus dem Splitter-Verlag gehört, erschien auch dieser Band als Hardcover-Album. Die 56 Seiten kosten 14,80 Euro; mithilfe der ISBN 978-3-96219-157-3 kann man »Die Quelle von Barenton« in allen Buch- und Comic-Fachhandlungen bestellen. Selbstverständlich können ihn auch Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop liefern.

Klaus N. Frick

Broceliande - Der Wald des kleinen Volkes 1
Peru, Olivier
Splitter Verlag GmbH & Co. KG
ISBN/EAN: 9783962191573
14,80 €
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