Die Woche der Splitter-Tipps (Teil 3) Tiburce Oger: Buffalo Runner

11. Mai 2016

Kallharter Western-Comic

Dass der Splitter-Verlag nicht nur Science Fiction und Fantasy veröffentlicht, sondern immer häufiger sein Augenmerk auf andere Genres richtet, habe ich schon gelegentlich berichtet. Mit dem Band »Buffalo Runner« gibt es erneut einen spannenden Western-Comic, der übrigens einen leichten phantastischen Charakter aufweist.

Die Geschichte spielt im tiefen Süden der Vereinigten Staaten, in der Nähe der mexikanischen Grenze. Irgendwelche Mörder – sie sehen aus wie eine Mischung aus indianischen Kriegern und mexikanischen Banditen – massakrieren eine Familie. In letzter Minute taucht ein alternder Cowboy auf und rettet einer jungen Frau das Leben. Zu zweit sitzen die junge Frau und der alte Mann dann in einer Bruchbude, wo sie auf den nächsten Angriff der Mörderbande warten.

Um die lange Wartezeit zu überbrücken, erzählt der alte Mann aus seinem Leben: vom Töten der Büffel, vom Kampf mit den Indianern, von Tod und Leid und Familiendramen. Sein Leben ist über Jahrzehnte parallel zur Entwicklung des sogenannten Wilden Westens gelaufen, und das fasst er nun für die junge Frau zusammen ...

Es ist die Geschichte einer Nacht, und es ist die Geschichte eines Lebens: Mit seinem Comic »Buffalo Runner« hat der Zeichner und Autor Tiburce Oger ein packendes Western-Abenteuer verfasst, das die Eroberung des sogenannten Wilden Westens wie unter einem Brennglas bündelt – voller Brutalität und Gefahr, ohne Beschönigung und Glamour. Die Texte sind klar und voller Realitätsbezug, sparen nicht an grausigen Details und machen klar, wie brutal die europäischen und amerikanischen Eroberer vorgingen.

Die faszinierenden Zeichnungen strahlen dabei einen besonderen Reiz aus: Sie wirken oft gestrichelt, dazu kommt eine Farbgebung, die mich an Aquarelle erinnert. Die Landschaft des Südens scheint zu flimmern, die Luft und die Erde wirken wie Traumlandschaften, durch die sich bewaffnete Reiter bewegen. Das schafft vor allem einen krassen Gegensatz zur harten Erzählung. (Wer sich davon überzeugen will, schaue sich einfach mal die Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages an.)

Was mir bei diesem Band ebenfalls sehr gut gefallen hat, ist die redaktionelle Ergänzung am Ende. In einem Interview äußert sich Tiburce Oger zur Entstehung seines Comics und zu den Gründen, die ihn zu seiner Arbeit getrieben haben. Das Interview wird durch Skizzen und andere Abbildungen ergänzt, was zu einer schönen Abrundung des Comics führt.

»Buffalo Runner« ist in erster Linie für Western-Fans gedacht, denen ich den Comic auf jeden Fall ans Herz legen möchte. Alle anderen sollen zumindest mal einen interessierten Blick riskieren!

Die schön gestaltete Hardcover-Ausgabe kostet 18,80 Euro, sie umfasst 88 Seiten. Die ISBN 978-3-95839-224-3 ist bei einer Bestellung im Buch- und Comic-Fachhandel hilfreich; darüber hinaus gibt es das Buch auch bei Versendern wie Amazon. Und es gilt wie stets bei Splitter-Büchern: Auf der Internet-Seite des Verlages steht eine kostenlose Leseprobe zur Verfügung.
 

Klaus N. Frick