Die Woche der Splitter-Tipps (Teil 1) Die Redaktion empfiehlt: »Die Legende der Drachenritter – Band 16« von Ange und Cossu

1. Januar 1970

Comic-Fantasy mit einem Hauch von Feminismus

Wenn es eine Fantasy-Serie im Programm des Splitter-Verlages gibt, die mich seit ihrem Anfang fasziniert, ist es »Die Legende der Drachenritter«. Alle Bände haben mich sowohl inhaltlich wie zeichnerisch überzeugt. Zwar gibt und gab es Höhen und Tiefen – aber ich habe mir sagen lassen, dass dies bei Serien mit unterschiedlichen »Produzenten« fast schon normal ist.

Bei dieser Serie werden alle Abenteuer von dem kreativen Autorenteam Ange – steht für Anne und Gerard – geschrieben, aber die Zeichnungen stammen jeweils von einem anderen Künstler. Das ergibt eine abwechslungsreiche Reihe, die in jedem Band einen anderen Blick auf dieselbe fantastische Welt führt.

Zuletzt las ich Band 16, der den klaren Titel »Die Göttin« trägt. Nach einem Text von Ange zeichnete Brice Cossu die Bilder, während Stéphane Paitreau für die phantastische Farbgebung verantwortlich zeichnet. Die beiden Künstler machen das Fantasy-Universum der Drachenritter erst so richtig lebendig.

Dabei handelt es sich auf den ersten Blick um typische Szenerien: Es gibt reichlich Schwert und Magie, bewaffnete Krieger ziehen durch die Königreiche, und rein technologisch scheint man im späten Mittelalter stecken geblieben zu sein. Die größte Gefahr geht allerdings von den sogenannten Drachen aus. Wo die mysteriösen Tiere auftauchen, verändert sich die Umgebung. Menschen werden zu Monstern, alles Leben verödet.

Die einzigen, die sich dem Atem des Drachen entgegenstellen können, sind Jungfrauen – aus diesem Grund wurde der Orden der Drachenritter gegründet. In ihm werden Jungfrauen ausgebildet, die mit dem Schwert in der Hand in den Krieg ziehen.

In den jeweiligen Alben der Serie wird das Muster erstaunlich oft variiert. Die Gefahren für die Drachenritter sind vielfältig: Mal verliebt sich eine von ihnen – was den Verlust der Jungfräulichkeit mit sich bringt –, mal werden die jungen Frauen in die Intrigen machtgieriger Männer hineingezogen.

In »Die Göttin« wird eine Verbindung zwischen der Handlungs-Gegenwart und der Frühzeit hergestellt; das Album wirft einen Blick auf die Frühgeschichte der Ritter. Am Rand des fiktiven Imperiums, in dem die meisten Abenteuer spielen, findet man eine uralte Statue, die eine weibliche Göttin darstellt. In der Folge erhebt sich eine Drachenritterin zur Priesterin für eine neue Religion. Diese Religion stellt unglaubliche Forderungen, die letztlich darauf hinauslaufen, Gleichberechtigung für die Frauen zu fordern – kein Wunder, dass die bisherigen Mächtigen im Land etwas dagegen haben ...

In erster Linie handelt es sich bei »Die Göttin« um ein schön gezeichnetes und vor allem spannend erzähltes Fantasy-Abenteuer. Auf einer zweiten Ebene handelt es sich aber um einen feministischen Comic, der Frauen zeigt, die ihre Rechte einfordern, und Männer, die aus reiner Machtgier etwas dagegen haben. Dieser gesellschaftspolitische Hintergrund wird ohne erhobenen Zeigefinger geschildert, macht das Abenteuer in meinen Augen aber vielschichtiger und spannender.

Wie auch immer: »Die Legende der Drachenritter« ist sowieso ein Leckerbissen für diejenigen, die großzügig illustrierte Fantasy-Geschichten mögen. Man sollte die Serie kennen, wenn man gern Fantasy liest. Wer es nicht glaubt, schaue sich auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages die entsprechende Leseprobe an.

»Die Göttin« hat 48 Seiten Umfang und kostet 13,80 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-86869-638-7 kann der Band in jeder Comicfach- und Buchhandlung bestellt werden, selbstverständlich auch über Versender wie amazon.de.
 

 

Klaus N. Frick
 

 

Die Legende der Drachenritter 16
Ange/Cossu, Brice
Splitter Verlag GmbH & Co. KG
ISBN/EAN: 9783868696387
13,80 €
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