Die Woche der Krimi-Tipps (Teil 2) Nic Pizzolato: Galveston

9. Dezember 2014

Melancholischer Krimi mit starken Szenen

Was für ein Krimi, was für ein Einstieg! »Galveston«, der erste Roman des amerikanischen Schriftstellers Nic Pizzolato, beginnt damit, dass sein Held seine Krebs-Diagnose erhält. Danach ist für Roy Cady nichts mehr so wie bisher. Für den miesen Verbrecher, der für einen Gangsterboss in New Orleans andere Leute verprügelt und gelegentlich auch ermordet, bricht Stück für Stück seine Welt zusammen.

Pizzolato war mir vor diesem Roman völlig unbekannt. In den Informationen zu diesem Autor steht, dass er als Drehbuchautor für Serien wie »The Killing« und »True Detective« verantwortlich ist, die ich beide nie gesehen habe. Seinen Roman schrieb er bereits vor vier Jahren, und der deutsche Verlag Metrolit brachte ihn im Sommer 2014 in einer schönen Gestaltung auf den deutschen Markt.

Es ist kein einfacher Stoff – am Anfang tat ich mich mit dem trockenen Stil ebenso schwer wie mit der Hauptfigur, die alles andere als ein Held ist. Roy Cady nimmt keine große Rücksicht auf sich und andere Leute; sein Verhältnis zu Frauen und »Kollegen« ist mies. Und so wundert es nicht, dass der erste Einsatz in diesem Roman in einer Schießerei mit vielen Toten endet. Danach ist Cady auf der Flucht, in seinem Schlepptau befindet sich eine sehr junge Prostituierte namens Rocky.

Wie der Killer und die Prostituierte sich nach Texas durchschlagen, das schildert Pizzolato in eindrucksvollen Bildern. Das von ihm beschriebene Texas hat wenig von der Glitzerwelt der Öl-Metropolen und nichts von der Weite der alten Westernfilme; der Roman spielt am Rand von Sümpfen, in heruntergekommenen Motels und am Strand von Galveston. Immer wieder schimmert ein wenig Hoffnung auf, ansonsten aber wirkt alles trübselig und düster.

Tief wühlt der Autor im Sumpf des White Trash; alle Figuren in diesem Roman scheinen dem »weißen Abschaum« zu entstammen, der am Rand der großen Städte in ausgedehnten Wohnwagensiedlungen haust. In diesem Milieu sind Verbrechen wie Kindesmisshandlung und Vergewaltigung, Drogen und fiese Gewalt anscheinend allgegenwärtig – und all das bringt der Autor in manchmal poetischen, manchmal aber echt brutalen Bildern aufs Papier.

»Galveston« entfaltet bei der Lektüre einen Sog. Der Roman ließ mich nicht mehr los, er fesselte mich über die ganze Distanz. Als ich fertig war, musste ich das Buch erst einmal ein wenig zur Seite legen, bevor ich einige Szenen noch einmal las. »Galveston« wirkt einige Zeit nach, und das macht nicht gerade jeder Krimi – kein Wunder, dass der Roman von der Kritik mit Lob überschüttet wurde.

Es ist nicht unbedingt ein Krimi für die Freunde konventioneller Geschichten: Es gibt weder einen »Fall« noch eine Auflösung, und die Guten sind eigentlich auch nicht wirklich »gut«, aber es ist ein verdammt guter Roman!

Erschienen ist der Roman als Hardcover mit Schutzumschlag im Metrolit-Verlag. Er umfasst 253 Seiten und kostet 20 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-8493-0097-5 kann er in jeder Buchhandlung bestellt werden, ebenso bei Versendern wie Amazon. Es gibt auch eine E-Book-Version des Werks – diese kostet 15,99 Euro.

Eine Hörbuchfassung ist bei DAV erschienen, gelesen von Walter Kreye. Die sechs CDs kosten bei Amazon beispielsweise 19,99 Euro; es dürfte aber auch andere Preise geben.

Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Die Drehbucharbeiten sollen im Oktober 2014 noch beginnen. Wer sich ein wenig mit dem Roman und seinem Autor beschäftigen möchte, findet auf der Internet-Seite des Verlages weitere Informationen und Hinweise.

Klaus N. Frick

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