Die Woche der Krimi-Tipps (Teil 2) Jörg Juretzka: Freakshow

6. Mai 2014

Rasanter Krimi ausm Ruhrpott

Der Autor Jörg Juretzka war mir zwar ein Begriff, von seiner Krimi-Serie um den Privatdetektiv Kristof Kryszinski hatte ich bislang nur gehört. Mit »Freakshow« las ich endlich einen Band aus dieser Serie – der Roman ist auch ohne jegliche Vorkenntnis verständlich, wenngleich Fans des Detektivs sich garantiert über wiederkehrende Nebenfiguren freuen werden. Dieses Glück hatte ich nicht, für mich war das ganze wirklich Neuland.

Kryszinski ist einer von jenen Detektiven, bei denen ständig alles schief geht und die von einem Pech ins nächste stolpern. Er ist pleite, er verliert seine Wohnung, und weil er keinen Auftrag als Detektiv hat, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich als Nachtwächter in einer Anstalt für psychisch kranke Menschen zu bewerben. Und weil er seine Klappe nicht halten kann, rutscht er Schritt um Schritt in eine Ansammlung von Kriminalfällen, die sich zu einer undurchdringlichen Mischung zusammenballen.

So hat er es auf einmal mit extrem christlichen Fundamentalisten zu tun, ist auf der Spur eines Kinderschänders aus Luxemburg und erhält Besuch von einer Unterweltgröße, die er von früheren Begegnungen her kennt. Darüber hinaus finden in einem Waldstück merkwürdige Filmaufnahmen statt, die zumindest entfernt etwas mit Folter zu tun haben – und als sei das alles nicht zu viel, muss Kryszinski versuchen, seinen Hund aus einem Tierheim zu befreien, bevor er dort zwangsweise eingeschläfert wird.

Das klingt nicht nur verwirrend, das ist es streckenweise auch. Der Roman »Freakshow« ist nicht gerade das, was man unter einem »sauber erzählten« Krimi versteht. Der Autor charakterisiert seinen Helden durch schräge Dialoge und noch schrägere Aktionen – und das findet der Leser entweder superlustig oder supernervig. Humor ist Geschmackssache, und bei dieser Art von komödiantischem Kriminalroman muss man den Stil einfach mögen.

Ich mochte »Freakshow«, nachdem ich mich auf die Schreibe und die Handlung eingelassen hatte. Aber ich mag ja auch die Romane des jüdischen Texaners Kinky Friedman, die in New York spielen und in denen der eigentliche Kriminalfall häufig nur am Rande abgehandelt wird. So auch in Juretzkas Werk.

Der schnoddrige Ton herrscht vor, die Krimihandlung wird oftmals zur Nebensache. Das muss man als Leser mitmachen wollen, nur dann funktioniert der Roman. Hat man aber Spaß an skurrilen Situationen und durchaus überzogenen Dialogen, kann man sich hervorragend unterhalten. Deshalb kann ich »Freakshow« absolut empfehlen – und ich überlege mir, ob ich mir noch andere Romane mit dem ungewöhnlichen Detektiv in der Hauptrolle zulegen soll ...

Der Roman ist vor einigen Jahren als Hardcover erschienen und liegt jetzt als preisgünstiges Taschenbuch in der Reihe »UT metro« vor. Er umfasst 256 Seiten, kostet 11,95 Euro und kann mithilfe der ISBN 978-3-293-20608-3 überall im Buchhandel bestellt werden, selbstverständlich auch bei Versendern wie amazon.de. Ebenso gibt es eine E-Book-Version, die für 9,99 Euro bei diversen Shops angeboten wird.

Klaus N. Frick

 

Freakshow
Juretzka, Jörg
Unionsverlag
ISBN/EAN: 9783293206083
11,95 €
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