Die Woche der Krimi-Tipps (Teil 2) »Denn dein ist das Böse« von Giancarlo De Cataldo

14. August 2012

Krimi-Erzählungen aus Italien

Für viele Deutsche ist Italien das Urlaubsland schlechthin, und vor allem während der Ferienzeiten sind buchstäblich Millionen von Deutschen auf dem Appenin unterwegs. Sie mögen die Kultur des Landes, seine Sehenswürdigkeiten und die Lebenslust seiner Bewohner. Anderseits ist Italien für viele Deutsche das Land, aus dem die Mafia kommt, in dem Korruption und Chaos regieren und sich Justiz oder Polizei oftmals als unfähig erweisen. Berichte in den einschlägigen Medien verstärken diesen Eindruck.

Einen besonderen Blick auf das »Land am Stiefel« wirft »Denn dein ist das Böse«, eine Anthologie mit Erzählungen und Kurzgeschichten von elf verschiedenen Autoren. Diese Texte zeigen ein Panorama Italiens, das zwar unter dem Schatten von Kriminalität steht – wie bei Krimis nicht anders zu erwarten –, verraten aber ebenfalls viel über Land und Leute. Herausgegeben wurde die Anthologie von Giancarlo De Catoldo.

Von ihm stammt auch die erste Geschichte: In »Schmutziger Schnee« geht es an den Rand der Alpen, wo auf einmal zwanzig Kilogramm Kokain in die Hände eines harmlosen Hotelangestellten gelangen. Während dieser noch fieberhaft überlegt, wie er diese Ware in »großes Geld« umsetzen soll, setzen sich bereits die Polizei sowie Mafiakiller auf seine Spur. In kurzen Sequenzen vermittelt die Geschichte viel vom Leben der »kleinen Leute«, der Polizei oder der Mafia-Angehörigen; sie ist düster und enthält am Ende trotzdem einen Schimmer von Hoffnung.

Damit ist sie typisch für viele der Geschichten. In »Auf fremde Rechnung« nehmen einsame Männer auf ihre Art Rache an anderen Männern, die ihnen das Liebste im Leben genommen haben. Beim »Doppelleben der Natalia Blum« liest ein Lektor voller Faszination das Manuskript einer jungen Frau, um dann festzustellen, dass sie in unerklärliche Ereignisse verwickelt ist. Und »Momodou« zeigt in lakonischen Szenen, wie aus dem rassistisch motivierten Verhalten der Polizei heraus ein Mord geschieht, den die Medien dann erfolgreich vertuschen.

Die bekanntesten Autoren in dieser Anthologie sind Gianrico Carofiglio, dessen Krimis in Bari spielen und hierzulande veröffentlicht werden, sowie Massimo Carlotto, der durch seine harten Romane im deutschsprachigen Raum bereits viele Fans gewinnen konnte. Die anderen Autoren waren zumindest mir nicht bekannt – ich bin aber auch kein Krimi-Spezialist. Wie bei einer Anthologie üblich, konnte mir nicht alles gefallen; die Geschichten sind aber allesamt unterhaltsam und spannend.

Wer es übrigens eher phantastisch mag, kommt in »Das ist nicht wahr« auf seine Kosten: In dieser Erzählung geht es um einen Unfall, um einen Arzt und seine Geliebte, um Rache und vor allem um die Frage nach der Wirklichkeit – das ist streckenweise ganz schön verwirrend, zieht einen als Leser aber sehr in den Bann.

»Denn dein ist das Böse« liegt bereits seit dem Fühjahr 2011 als Taschenbuch bei Bastei-Lübbe vor – trotz der Verspätung möchte ich es dennoch empfehlen. Übrigens nicht nur für Italienfreunde! Das Taschenbuch ist 573 Seiten stark und zum Preis von acht Euro überall im Buchhandel erhältlich. Mithilfe der ISBN 978-3-404-16503-2 kann es leicht bestellt werden, natürlich auch bei Versendern wie amazon.de.

Den Sammelband gibt es auch als E-Book für den Kindle – in dieser Form kostet das Buch 6,49 Euro. Der Verlag stellt auf seiner Internet-Seite übrigens eine kostenlose Leseprobe zur Verfügung, die einen guten Einblick in die Lektüre gibt.

                                                                                                                                                                                                                                              Klaus N. Frick
 

 

Denn dein ist das Böse
Giancarlo De Cataldo
Bastei Lübbe AG
ISBN/EAN: 9783404165032