Die Woche der Ami-Comic-Tipps (Teil 3) »Superman – Secret Origins« von Geoff Johns / Gary Frank

19. Dezember 2012

Der Stählerne in faszinierender Neu-Interpretation

Selbst Menschen, die sich nicht mit Superhelden-Comics beschäftigen oder diese eher albern finden, kennen normalerweise die bekannte Vorgeschichte von Superman: Der Stählerne, wie der Mann im blauen Cape in den Comics genannt wird, stammt von einem anderen Planeten, von Krypton. Seine Eltern schickten ihn als Kind auf die Reise, er strandete auf der Erde und er wurde nach der Landung von zwei Bauern gefunden und als Kind angenommen.

Aus dem kleinen Kal-El, so sein kryptonischer Name, wird zuerst Superboy, dann Superman: ein Held ohne Furcht und Tadel, der sich hinter dem Äußeren eines tapsig wirkenden Reporters verbirgt. In der Folge rettet Superman die Welt vor den Angriffen böser Außerirdischer, kämpft gegen Superschurken und finsteren Bedrohungen aus Raum und Zeit oder tritt gegen seinen Dauergegner Lex Luthor an. Das ist alles zu Genüge bekannt.

Und doch liest sich die nun vorliegende Neu-Interpretation in »Superman – Secret Origins« so frisch und neu, als handle es sich um eine komplett eigenständige Geschichte. In den USA erschien das Ganze als sechsteilige Miniserie, hierzulande als Paperback sowie als limitierter Hardcover-Band.

Verantwortlich für die Texte ist Geoff Johns, der in den letzten Jahren mehrere Großereignisse des Comic-Großverlages DC organisiert und umgesetzt hat. Gary Frank zeichnete die Seiten, Jon Sibal tuschte sie – und das ergibt eine sehr gelungene Kombination. Vor allem die Geschichten wirken deutlich erwachsener: So entwickelt sich die Liebesgeschichte zwischen dem Journalisten Clark Kent und der kessen Lois Lane nicht wie die in früheren Heften, bei denen man als Leser meinen konnte, zwei Jugendliche vor sich zu haben. Die Zeitung »Daily Planet« wirkt glaubhafter, die Stadt Metropolis sieht tatsächlich aus wie ein heruntergekommenes New York.

Gleichzeitig aber behält der Autor die klassischen Linien des DC-Universums bei: Monströse Gegner wie Metallo oder Parasit dürfen nicht fehlen, junge Superhelden aus der Zukunft tauchen auf und spielen eine kurze Rolle. Doch sogar die Monster und der Bösewicht Lex Luthor verhalten sich erwachsen, nicht wie verspielte Kinder voller Zorn im Bauch – das ist sehr schön umgesetzt und zeigt sich als überzeugende Modernisierung.

Die Zeichnungen unterstrichen die gute Story. Sie sind sauber und realitätsnah, weder zu bonbonfarben noch zu künstlerisch: Man kann als Leser der Story gut folgen und wird dennoch immer wieder von einem schönen Bild überrascht. Lois Lane sieht fantastisch aus, die Großansicht von Metropolis beeindruckt, und wenn Superman in Action ist, wirken die Bewegungen sehr dynamisch.

Es ist ein wirklich gelungener Superhelden-Comic, eine geglückte Neu-Interpretation eines Mythos. Wer die alten Geschichten kennt, wird ebenso seine Freude daran haben wie Menschen, die sonst einen Bogen um Superhelden schlagen. Wer sich davon einen Eindruck verschaffen möchte: Auf der Produktseite des Verlages gibt es eine Leseprobe.

»Superman – Secret Origins« erschien als Band 77 der Reihe »DC Premium« bei Panini Deutschland und wurde von Christian Heiß übersetzt. Das 220 Seiten starke Paperback ist im Comic-Fachhandel für 19,95 Euro erhältlich; da es keine ISBN hat, dürfte es über den allgemeinen Buchhandel schwer zu bestellen sein. Aber selbstverständlich kann man das Buch über Versender wie amazon.de oder direkt bei Panini erhalten.

Klaus N. Frick