Die Redaktion empfiehlt: Xavier Dorison und Terry Dodson: Red Skin 1 Superheldin »made in Russia«

28. Oktober 2016

Ist es ein Krimi? Ist es eine Parallelwelten-Geschichte? Ist es ein Superhelden-Comic? »Red Skin« erweist sich auf jeden Fall als gelungener Streich der französischen Comic-Künstler Xavier Dorison und Terry Dodson. Der Comic entzieht sich erfolgreich den Versuchen, ihn klar in ein Genre einzuordnen. Dank seiner beeindruckenden Hauptfigur, seiner coolen Story und seiner dynamischen Zeichnungen wird er aber sicher viele Freunde finden. Zu Recht!

Der erste Band von »Red Skin« erschien Ende 2015; er trägt den Titel »Welcome To America« und macht schon durch das Cover klar, in welche Richtung es geht. Eine nackte Frau ist darauf zu sehen, sie sieht super aus, und sie trägt einen Hammer und eine Sichel als Waffen...

Hauptfigur ist die russische Agentin Vera Jelnikowa, eben jene Frau, die auch den Titel des Comic-Bandes ziert. Innerhalb des russischen Geheimdienstes gilt sie als absolute Spitzenkraft, körperlich wie geistig auf Höchstleistung getrimmt. Ihre Vorgesetzten bekommen mit, dass die Bürger in den Vereinigten Staaten auf Superhelden stehen und die Geschichten von Superman, Batman und den anderen Helden gerne lesen. Also beschließen sie, Vera als weibliche Superheldin nach Amerika einzuschleusen und so Einfluss auf die dortige Kultur und Politik zu nehmen.

Der Plan gelingt, und bald nimmt Vera Jelnikowa unter ihrem Superheldennamen Red Skin und einem beeindruckenden Outfit den Kampf gegen allerlei Bösewichte auf. Dabei bleibt sie die stramme Kommunistin, als die sie erzogen worden ist: Vom Kapitalismus und seinen seltsamen Segnungen versteht sie nichts, die Mangelwirtschaft des real existierenden Kommunismus hat sie verinnerlicht. Aber sie ist in der Lage, im Nahkampf auch gegen mehrere Männer zu bestehen...

Der Comic-Autor Xavier Dorison schuf mit »Red Skin« eine abwechslungsreiche und witzige Geschichte, die sowohl klassische Agentenfilme als auch aktuelle Superhelden-Comics wunderbar durch den Kakao zieht. Witzige Dialoge und skurrile Situationen prägen den Comic; Klischees über Sex und Geld werden mit Begeisterung aufgegriffen. Das ist nicht unbedingt politisch korrekt, macht aber großen Spaß – der Autor meint diese Geschichte nicht ernst, sondern hat ein offensichtliches Vergnügen daran, Klischees absolut zu überdrehen.

Großartig sind die Illustrationen von Terry Dodson. Der Zeichner hat für verschiedene internationale Comic-Serien gearbeitet, hat unter anderem die Superheldin »Wonder Woman« in Szene gesetzt – ein Beispiel für völlig ernsthaften Sexismus –, und bei »Red Skin« zeigt er mit großer Freude, was er kann und mag. Vor allem die Action-Szenen setzt er hervorragend um, die Figuren wirken realitätsnah und stets dynamisch; Langeweile kommt hier nicht auf.

Kritiker können einwenden, dass die Handlung von »Red Skin« ein wenig vorhersehbar ist. Man kann sicher auch die sexuelle Freizügigkeit kritisieren. Wer allerdings Spaß an einem rasanten Comic-Abenteuer mit viel Ironie und Superhelden-Dynamik hat, sollte den Band antesten. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Der Comic-Band ist in wunderschönem Großformat gedruckt, umfasst 64 Seiten und kostet 14,80 Euro. Wer sich von seiner Qualität überzeugen möchte, checke einfach die kostenlose Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages. Bestellen kann man ihn mithilfe der ISBN 978-3-95839-206-9 bei jeder Buch- oder Comicfachhandlung; ebenso bei Versendern wie Amazon.

Klaus N. Frick