Im Herbst werden manche Leute melancholisch: Die Tage werden kürzer, die Blätter fallen, es regnet oft. Andere freuen sich aber darauf, endlich einmal die Zeit zur Lektüre eines guten Buches nutzen zu können.
Aus diesem Grund stelle ich heute drei Science-Fiction-Bücher vor, die ich ausdrücklich empfehle: packendes Lesefutter, das man kennen sollte! Es sind keine aktuellen Titel, sondern Romane, die es schon länger gibt.
Der Wolfgang-Jeschke-Sammelband
Ich möchte mit einem Autor anfangen, den ich für seine Mehrfach-Rolle stets geschätzt habe. Gemeint ist Wolfgang Jeschke, der vor drei Jahren verstorben ist. Er war über Jahrzehnte hinweg der Herausgeber der Science-Fiction-Reihe im Heyne-Verlag, womit er Leser wie mich massiv beeinflusste. Darüber hinaus schrieb er Science Fiction auf hohem Niveau: Seine Romane und Erzählungen erhielten zu Recht zahlreiche Preise.
Mein liebster Roman von ihm ist nach wie vor »Der letzte Tag der Schöpfung«. Erstmals wurde die faszinierende Zeitreisegeschichte in den frühen 80er-Jahren veröffentlicht. Weil es aber auch um die Verknappung des Öls und die Zukunft der Menschheit ging, hat dieser Roman viel mit dem »Hier und Jetzt« zu tun. Zusammen mit den Romanen »Midas« und »Das Cusanus-Spiel« ist er in einem dickleibigen Buch enthalten, das mehr als tausend Seiten umfasst und den Schriftsteller Wolfgang Jeschke in beeindruckender Weise präsentiert.
Mit das Beste, was jemals an »eigenständiger deutschsprachiger Science Fiction« erschienen ist. Veröffentlicht wurde das Buch im Heyne-Verlag.
Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm
»Lies das Buch unbedingt!«, sagte mir Bernhard Kempen, als er mit der Übersetzung von Richard Morgans Roman »Das Unsterblichkeitsprogramm« fertig war. Damit hatte der Übersetzer und Schriftsteller, der auch schon für PERRY RHODAN tätig war, absolut recht: Der Science-Fiction-Roman packte mich, ich las ihn in einem rasenden Tempo. Mittlerweile ist er unter dem Titel »Altered Carbon« auch als Netflix-Serie verfilmt worden.
Der Roman spielt im 25. Jahrhundert – in dieser Zeit kann man menschliche Bewusstseine »herunterladen« und abspeichern, man kann sie sogar in einem neuen Körper »hochladen«. Doch was passiert, wenn in dieser Welt ein Mord passiert, der eigentlich unmöglich ist? Mit dem ehemaligen Soldaten Takeshi Kovacs schuf der Schriftsteller Richard Morgan einen knallharten Ermittler, den seine Nachforschungen in eine Welt zwischen Realität und virtueller Wirklichkeit führen.
Veröffentlicht wurde der knallige Science-Fiction-Thriller im Heyne-Verlag als Taschenbuch. Langeweile kommt bei dieser Lektüre sicher nicht auf.
George R. R. Martin und die Wild Cards
Mit seinen Romanen, aus denen die Fernsehserie »Games Of Thrones« entstanden ist, hat sich George R. R. Martin weltweit an der Spitze der Fantasy-Schriftsteller etabliert. Ein wenig ging dabei sein »Wild Cards«-Projekt unter, für das er mit einer ganzen Gruppe von Autoren zusammenarbeitete – im Prinzip eine Science-Fiction-Serie mit Exposésteuerung wie PERRY RHODAN. Seit einiger Zeit werden die »Wild Cards«-Bände in einer schönen Ausgabe bei Penhaligon präsentiert.
Worum geht’s? In den vierziger Jahren breitet sich weltweit das sogenannte Wild-Card-Virus aus. In der Folge mutieren zahlreiche Menschen – es entstehen Menschen mit Superkräften, aber auch schrecklich veränderte Wesen. Wie würde sich eine Welt voller Mutanten und Monster entwickeln, wie würde die Geschichte verlaufen? In spannenden Kurzromanen präsentieren die besten amerikanischen Science-Fiction-Autoren einen faszinierenden Weltenbau, der zumindest mich süchtig machte.
Ich empfehle einfach mal, in den ersten »Wild Cards«-Band hineinzulesen. Er ist bei Penhaligon als schöne Paperback-Ausgabe erschienen; leider ist die Veröffentlichungspraxis bei den »Wild Cards« ein wenig verwirrend. Der Band macht sich aber gut im Regal und ist ein hervorragender Start in diese Serie.
Klaus N. Frick
