Die Redaktion empfiehlt: »Savior« von Todd McFarlane / Brian Holguin / Clayton Grain Das Wunder von Damascus

3. August 2017

Religiöse Themen sind in der phantastischen Literatur geradezu normal, auch im Comic werden sie gern aufgegriffen. Es ist also nicht verwunderlich, dass Todd McFarlane – einer der bekanntesten Kreativen der amerikanischen Szene – in seinen Werken immer wieder mit christlichen Motiven arbeitet und sie für phantastische Comics benutzt.

Ein gelungenes Beispiel dafür ist »Savior«; die amerikanische Miniserie liegt jetzt in einem schönen Band in deutscher Sprache vor. Erzählt wird, wie sich unheimliche Begegnungen in einer amerikanischen Kleinstadt namens Damascus abspielen, wie ein seltsamer Mann auftaucht, der offenbar Kranke heilen und Tote zum Leben erwecken kann, und wie sich die Medien und allerlei Sektierer auf dieses Phänomen stürzen.

Im Original umfasst die Serie acht amerikanische Comic-Hefte. Das merkt man kaum; die übliche Art von Comic-Heften, eine Geschichte sehr hektisch aufzubauen und zu erzählen, haben sich die Macher verkniffen. Stattdessen schaffen sie einen interessanten Storybogen, der fast ohne Action auskommt und das Leben verschiedener Menschen zeigt, die durch außergewöhnliche Ereignisse aus der Bahn geworfen werden.

Das auslösende Ereignis ist der Absturz eines Flugzeuges; in der Nähe der amerikanischen Kleinstadt Damascus kommt es zu vielen Toten. Eine Journalistin wird Zeuge des Geschehens, eine Polizisten versucht zu helfen, ein örtlicher Herumtreiber sieht darin seine persönliche Erleuchtung – aus einem schrecklichen Unglück entwickeln sich für verschiedene Menschen ganz unterschiedliche Dramen.

Vor allem auch deshalb, weil ein junger Mann auftaucht. Keiner weiß, woher er kommt, und er weiß selbst nichts über sich. Er scheint über seltsame Kräfte zu verfügen und kann aus geschlossenen Räumen entkommen. Ist er ein Retter, ist er vielleicht ein Wunderheiler oder gar ... der Sohn Gottes?

Todd McFarlane schrieb die Geschichte nicht allein; er wurde von Brian Holguin unterstützt, der auch viele »Spawn«-Bände getextet hat. Die beiden kennen sich also mit Geschichten aus, die buchstäblich zwischen Himmel und Hölle spielen. Dabei lassen sie vieles bewusst offen; wer religiöse Empfindungen hat, wird nicht verletzt, sondern kann sich ebenso wie jeder andere Leser sein Bild von der Geschichte machen.

Die Dialoge sind lebendig, die Entwicklung der Figuren ist stets nachvollziehbar. Als Künstler wirkt Clayton Crain; seine Bilder entstanden am Computer, wirken aber erstaunlich lebendig und dynamisch. Die digitalen Bilder unterstreichen eine intelligent angelegte Geschichte, die mich beim Lesen immer stärker fesselte. Sie schreit geradezu nach einer Fortsetzung; ich fände es aber gut, wenn die Macher es beim offenen Ende beließen ...

Ich empfehle »Savior« all jenen, die amerikanische Comics mit phantastischen Themen mögen. Vor allem Leser, die diesen Stil bevorzugen, aber Superhelden immer langweiliger finden, sollten hier zugreifen. Der Comic-Band ist mitreißend und spannend, und ich bin sicher, dass man ihn auch nach einem Jahr oder mehreren Jahren mit Genuss erneut in die Hand nehmen kann.

»Savior« umfasst 212 Seiten und liegt als schickes Paperback vor; in dieser Form kostet das Buch 19,99 Euro. (Es gibt auch eine limitierte Hardcover-Version; wer diese möchte, muss im Panini-Shop schauen.) Mithilfe der ISBN 978-3-95798-730-3 kann »Savior« in jedem Comic-Fachgeschäft und im Buchhandel gekauft werden, ebenso bei Versendern wie Amazon.
 

Klaus N. Frick

 

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