Die Redaktion empfiehlt: »Krieg der Welten – Teil eins« von Christian Gailus / Oliver Döring Der Science-Fiction-Klassiker als starke Hörspiel-Trilogie

1. Oktober 2018

Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welchen Eindruck im ausgehenden 19. Jahrhundert die Romane des britischen Schriftstellers H. G. Wells gemacht haben. Mit »Die Zeitmaschine« und »Krieg der Welten« schuf er Werke, die für die phantastische Literatur bahnbrechend waren und bis heute nachwirken. Kein Wunder, dass seine Werke immer wieder aufgegriffen und in der neuen Zeit anders interpretiert werden.

Im Juni 2018 erschien der erste Teil einer Hörspiel-Trilogie, die auf dem Roman »Krieg der Welten« aufbaut. 1898 wurde dieses Werk erstmals publiziert, in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts sorgte eine Hörspielfassung in den USA für große Aufregung, dazu kommen zahlreiche Filme und Comics.

Mittlerweile sind auch die Folgen zwei und drei der Hörspiel-Trilogie erschienen; diese bespreche ich zu einem anderen Zeitpunkt. Hier und heute geht's mir um die erste Folge, und die macht schon sehr neugierig.

Oliver Döring, einer der bekanntesten deutschsprachigen Hörspielmacher, hat sich des Themas auf seine Weise angenommen. Der Autor Christian Gailus nahm den klassischen Roman, bearbeitete ihn für das Medium Hörspiel, beließ die Handlung aber in der Zeit der Jahrhundertwende. Damit wird »Krieg der Welten« nicht nur zu einer spannenden Geschichte, sondern in gewisser Weise auch zu einem Kommentar über die heutige Zeit.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1900, in einer Zeit großer Veränderungen. Von Europa aus wird die Welt beherrscht, die großen Nationen haben überall ihre Kolonien, deren Bewohner sie brutal ausbeuten. Man glaubt – auch in England –, längst an der Spitze der Welt angekommen zu sein. In dieser Situation landen monströse Wesen vom Mars auf der Erde, und es stellt sich sehr schnell heraus, dass alle Technik der Menschen nichts gegen die Waffen der Außerirdischen ausrichten kann.

Die Marsianer besitzen Energiewaffen und Schutzschirme, die Briten setzen Kanonen und Gewehre dagegen und haben damit keine Chance. Die bisherige Überlegenheit der europäischen Truppen erweist sich nun als geradezu lachhaft ... ein erbitterter Kampf bricht aus, in dem offenbar der Untergang der Menschheit bevorstehen wird.

Soweit ist die Handlung bekannt, vor allem den Ausgang der Geschichte hatte ich im Verlauf der Jahre mehrfach gelesen (im Roman und im Comic) oder auch im Film gesehen. Die Version von Oliver Döring zeigt, dass man im Hörbuch einen Klassiker sehr neu und frisch inszenieren kann, ohne dass es künstlich oder »falsch« wirkt.

Er lässt die Geschichte mit der Weltausstellung in Paris beginnen, mit Träumen von der Technik, mit einer euphorischen Hauptperson, die fest daran glaubt, dass die Zukunft der Menschheit offen steht. Dann aber bemerkt man seltsame Vorkommnisse auf dem Mars, und daraufhin folgt die Landung der ersten Raumschiffe. Das alles setzt die Hörspiel-Crew in schnelle und klare Dialoge sowie realitätsnahe Sound-Effekte um.

Angst und Schrecken werden ebenso dynamisch umgesetzt wie Hoffnung und Spaß am Leben – das Auf und Ab der Gefühle bringt das Hörspiel hervorragend zur Geltung. Eine klassische Science-Fiction-Geschichte wird in moderner Weise zum Leben erweckt; ich finde das großartig. Dass dieses erste Hörspiel mit einem Cliffhanger aufhört, macht mich auf die Fortsetzung neugierig. Und das, obwohl ich die Geschichte eigentlich kenne ...

Wer sich mit dem Hörspiel ein wenig auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich, der Hörprobe auf der Internet-Seite von Universal-Music zu lauschen. Wer aber Freude an Hörspielen hat und Science Fiction mag, sollte zu Oliver Dörings Version von »Krieg der Welten« greifen.

 

Klaus N. Frick

Krieg der Welten 1
Wells, Herbert G
Universal Music Vertrieb
ISBN/EAN: 0602557140415
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