John Scalzi gilt zu Recht als einer der besten Science-Fiction-Autoren, die es derzeit gibt. Seine Romane wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, nicht nur in den Vereinigten Staaten. Sein aktuelles Werk, das er im Jahr 2017 in den USA veröffentlichte, kam diesmal sehr schnell im deutschen Sprachraum in den Handel – übersetzt wurde er von Bernhard Kempen.
Ich las »Kollaps«, wie der Roman in der deutschen Version heißt, zum Jahresende 2017 und freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung. Es ist der Einstieg in eine Science-Fiction-Serie, die wohl mehrere Bände umfassen wird. Scalzi führt seine Leser in eine Zukunft, die weit entfernt von unserer Zeit ist, wenngleich er keine genauen Angaben macht.
Die Menschheit hat sich im All ausgebreitet – zur Raumfahrt nutzt sie die Technik der sogenannten Ströme. Dabei handelt es sich um ein System, das einzelne Sterne miteinander verbindet. Es existiert offenbar seit langer Zeit; mit seiner Hilfe kann man überlichtschnelle Raumfahrt betreiben. Außerhalb der Ströme ist das nicht möglich, also müssen sich die Menschen auf den vorhandenen »Verkehrswegen« durch die Milchstraße bewegen.
Das klingt ein wenig kompliziert, wird am Anfang auch ausführlich erklärt – dadurch ist der Start in den Roman zeitweise ein wenig zäh. Wie die Menschheit von der Erde aus in das System der Ströme vorgestoßen ist, wird nicht erzählt; der Kontakt zur Erde ist seit langer Zeit abgebrochen, und niemand weiß, ob sie noch existiert. Nach Jahrhunderten der Entwicklung verbinden die Ströme nun die Raumstationen, auf denen Menschen siedeln können, mit den wenigen Welten, die sie nutzen.
Das Universum, das John Scalzi entwickelt, ist weit entfernt von den galaktischen Imperien, die man aus vielen Science-Fiction-Romanen kennt. Es wird von einer Mixtur aus Händlern und Adeligen beherrscht, besteht aus einer seltsamen Mischung aus moderner Technik und altmodischer Kultur. Der Autor schildert das alles aber durchaus nachvollziehbar.
Kein Wunder: Seine Figuren, mit denen er das große Szenario vorstellt, sind glaubhaft, zumindest für mich. Sie leben und lieben, sie intrigieren und kämpfen, sie fluchen und verhandeln, sie stecken mit all ihren Schwierigkeiten in Zwängen fest, die seit Jahrhunderten existieren und aus denen sie sich unbedingt befreien möchten.
Eine der Figuren ist die Tochter einer wichtigen Handelsherrin, eine Frau, die ständig flucht, die häufigen Sex mit wechselnden Partnern hat und sich mit allen Mitteln durchzusetzen versucht. Die andere Hauptfigur ist eine junge Frau, die zur Imperatox wird, zur Herrscherin über das Sternenreich der Menschheit also – und sie muss schnell lernen, was diese Verantwortung eigentlich bedeutet. Als dritte Hauptfigur führt der Autor einen Adeligen ein, der gleichzeitig als Wissenschaftler tätig ist und erkennt, dass sich das System der Ströme grundsätzlich ändern wird – ein Kollaps droht, an dessen Ende der Untergang der Menschheit drohen dürfte …
John Scalzi ist mit »Kollaps« ein Roman gelungen, der mich über seine komplette Länge hervorragend unterhalten hat. Es gibt eine interstellare Verschwörung, eine Packung Action und viele gelungene Dialoge; ganz nebenbei wird eine originelle Science-Fiction-Welt vorgestellt, die ich schlüssig fand. Mit »Kollaps« hat der Autor einen Kosmos eröffnet, den er Stück für Stück mit Leben erfüllen wird – da darf es nicht wundern, dass manche Frage in diesem Roman noch nicht beantwortet wird.
Man kann über meine Superlativ-Aussage sicher diskutieren, aber für mich war »Kollaps« der beste Science-Fiction-Roman des Jahres. Wer Space Opera mag und gerne Romane mit Raumschiffen liest, sollte hier zugreifen! Die kostenfreie Leseprobe ist sicher bei einer Entscheidung hilfreich …
Das 416 Seiten starke Buch ist in Form eines schönen Paperbacks erschienen; veröffentlicht wurde es bei Fischer Tor. Es kostet in gedruckter Form 14,99 Euro und kann mithilfe der ISBN 978-3-596-29966-9 überall im Buchhandel bestellt werden – ebenso bei Versandhändlern wie dem PERRY RHODAN-OnlineShop. Das E-Book gibt’s für 12,99 Euro.
Klaus N. Frick
