Die Redaktion empfiehlt: »Familie Grace, der Tod und ich« von Laure Eve Phantastisches Jugendbuch mit beeindruckendem Sog

25. Mai 2018

Dass im Bereich der sogenannten Jugendliteratur immer wieder echte Perlen der phantastischen Literatur erscheinen, dürfte mittlerweile bekannt sein. Es schadet übrigens auch Erwachsenen nicht, solche Werke zu lesen ... Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Roman »Familie Grace, der Tod und ich«, den ich in einem Rutsch durchschmökerte: eine wunderbare Geschichte über Zauberei und Freundschaft, über Familie und Liebe, über Magie und Hexen und über die Gefahren, die möglicherweise in zu viel Phantasie liegen könnten.

Verfasst wurde der Roman von der jungen Autorin Laura Eve, die ihren Roman in einer nicht bestimmten Stadt in einem nicht bestimmten Land anlegte. Es könnte eine der alten Hafenstädte im südlichen England sein, wo die Autorin aufgewachsen ist, aber dazu schweigt sie sich aus. Sie erzählt ihre Geschichte strikt aus der Perspektive ihrer Hauptperson – man taucht tief ein in das Geschehen einer kleinen Stadt an der Küste, in der eine Außenseiterin versucht, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.

Dabei ist mir die Hauptperson nicht einmal sehr sympathisch. Das Mädchen wohnt mit seiner Mutter – der Vater ist »weggelaufen« – in einer Sozialwohnung, es ist vergleichsweise arm und möchte in der Schule gerne zu den »coolen« Leuten gehören. Die tollsten Jugendlichen an der Schule sind die drei Geschwister der Familie Grace. Alle drei sehen sehr gut aus, verfügen über richtig viel Geld, und man sagt ihnen nach, dass sie irgendwie mit Zauberei umgehen könnten. Auch wer nicht an Magie glaubt, kann sich dem Einfluss solcher Geschichten kaum entziehen.

Unsere Heldin verliebt sich unsterblich – wie praktisch alle anderen Mädchen in seiner Umgebung – in den unwiderstehlich aussehenden Fenrin. Um ihn besser kennenzulernen, tut sie alles, um sich mit der Familie anzufreunden. Auf einen erwachsenen Leser wirkt das alles sehr befremdlich; ich könnte mir vorstellen, dass vor allem jüngere Leserinnen und Leser solche Gedankengänge besser nachvollziehen können.

Die Heldin schafft es, Freundschaft zu schließen, muss aber bald erkennen, dass hinter der Fassade aus Glück und Magie, aus Schönheit und Geheimnissen auch allerlei düstere Dinge lauern. Dann gibt es einen Toten, man munkelt im Dorf von Mord, und spätestens danach ist alles völlig anders ...

Sicher wird in »Familie Grace, der Tod und ich« die Fantasy nicht neu erfunden. Aber die Geschichte hat ihren Reiz, weil die Autorin immer streng an der Seite ihrer Hauptfigur bleibt. Diese Figur ist nicht durchgehend positiv, sie ist durchaus anstrengend, und weil sie unbedingt »dazugehören« möchte, nimmt sie einiges auf sich. Dadurch werden die Wendungen in der Handlung, die ich stets nachvollziehbar fand, für mich überraschend aber nachvollziehbar.

Die Jugendlichen in diesem Buch zeigt die Autorin recht lebensnah. Drogen, Sex und Alkohol spielen durchaus eine Rolle, Eltern werden häufig als nervtötend dargestellt. Auch das empfand ich als realistisch.

Laure Eve versteht es, die Leser zu fesseln und mit sich zu nehmen. Ihr Stil ist schlicht, aber dennoch sehr schwungvoll; Beschreibungen und Dialoge finde ich durch die Bank gelungen. Auch wenn die Heldin manchmal nervt, glaubt man der Autorin ihre Sicht. Das hat zumindest bei mir hervorragend funktioniert, und ich bin sicher, dass die angepeilte Zielgruppe – jüngere Leserinnen – das ebenso sehen wird. Der Roman endet übrigens offen, eine Fortsetzung ist bereits angekündigt.

Man muss es klar sagen: »Familie Grace, der Tod und ich« ist ein Buch für junge Leser, vor allem Leserinnen. Wenn man sich als Erwachsener darauf einlässt, macht der phantastische Roman ebenfalls großen Spaß; ich las ihn in einem Rutsch. Übrigens ist das Buch auch ein tolles Geschenk – die Gestaltung ist dem Verlag hervorragend gelungen.

Erschienen ist der Roman als Hardcover mit Schutzumschlag im Fischer-Verlag; er ist 352 Seiten stark und kostet 18,99 Euro. Man kann ihn mithilfe der ISBN 978-3-8414-2244-6 überall im Buchhandel bestellen, auch bei Versandhändlern wie dem PERRY RHODAN-Shop. Die E-Book-Version, die es ebenfalls überall gibt, kostet übrigens 16,99 Euro.

Klaus N. Frick

Familie Grace, der Tod und ich
Eve, Laure
Fischer FJB Verlag
ISBN/EAN: 9783841422446
18,99 €
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Familie Grace, der Tod und ich
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ISBN/EAN: 9783104037936
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