Die Redaktion empfiehlt: »Die Geier von Wahpeton« von Robert E. Howard Ein klassischer Western vom Fantasy-Klassiker

29. Januar 2018

Mit seinen Geschichten um den Barbaren Conan und ähnliche Fantasy-Helden prägte Robert E. Howard ein ganzes Literatur-Genre. Dass er auch in anderen Genres schrieb und in nicht einmal zwanzig Jahren eine irrsinnige Menge an Geschichten und Gedichten veröffentlichte, geht gelegentlich unter. Deshalb finde ich es immer wieder spannend, unbekannte Texte von ihm zu lesen.

Im Herbst 2017 erschien »Die Geier von Wahpeton« im Blitz-Verlag. Der Roman war erstmals 1936 unter dem Titel »The Vultures of Whapeton« veröffentlicht worden. Eine deutschsprachige Ausgabe kam 1982 im Heyne-Verlag unter dem Titel »Im Schatten der Geier« heraus – die beiden deutschsprachigen Ausgaben stammen von unterschiedlichen Übersetzern. (Auf eine literaturwissenschaftliche Betrachtung kann an dieser Stelle hoffentlich verzichtet werden ...)

Die Handlung lässt sich rasch zusammenfassen: Die kleine Stadt Wahpeton Gulch liegt irgendwo im Norden des »Wilden Westens«, die Bewohner leben vor allem von den Goldminen in der näheren Umgebung. Eine Bande, deren Mitglieder als »Geier« bezeichnet werden, terrorisiert die Umgebung. Ständig kommt es zu Überfällen und Morden, die Angst geht um.

Das Perfide bei dieser Bande: Man geht davon aus, dass es sich dabei teilweise um Bürger handelt, die sich unter das Volk gemischt haben, um es so auszurauben. Um sich endlich richtig schützen zu können, heuern die braven Bürger der kleinen Stadt einen Revolvermann aus Texas an – der wisse schließlich, wie man zu schießen habe, und werde sie retten.

Tatsächlich meldet sich Steve Corcoran, der seinen Kampf gegen das Verbrechen aufnimmt. Er stellt nicht nur einzelne Banditen und lernt eine junge Frau kennen, sondern bekommt auch heraus, wer wirklich hinter dem Geschehen steckt ...

Soweit die Geschichte, die sich nicht sonderlich von anderen Western unterscheidet. Das Spannende ist allerdings schon, dass der Autor seinen Roman in einer Gegend schrieb, die noch gut dreißig Jahre zuvor zum »Wilden Westen« zählte. Für ihn war diese Zeit also nicht so weit entfernt wie für unsereins. Und noch spannender ist, dass der Roman eigentlich eine Mixtur aus einer »Conan«-Novelle und einem klassischen Western darstellt.

Nicht nur optisch und vom Namen her erinnert Corcoran an Conan – auch die Handlung ist durchaus vergleichbar: Ein einsamer Mann reist in eine Gegend, die sich als gefährlich entpuppt und wo er so gut wie niemandem trauen kann. Er nimmt seinen Kampf auf, eine schöne Frau und ein riesiger Goldschatz spielen eine wichtige Rolle, und am Ende kommt es zum Kampf zwischen dem Helden und seinem Gegenspieler.

Ein wesentlicher Unterschied dürfte sein, dass Corcoran kein komplett positiver Held ist, zumindest wirkt er streckenweise so, als wolle er sich dem Bösen anschließen. Ansonsten ist er eine typische Figur der Pulp-Ära, wie man sie nicht nur von Howard kennt: ein wenig grobschlächtig, immer schnell mit den Fäusten und mit den Schusswaffen, immer darauf aus, den Gegner zu besiegen.

Das ist stilistisch wie inhaltlich nicht besonders originell, aber es ist stets gut zu lesen und macht durchaus Spaß. Seien wir ehrlich: »Die Geier von Wahpeton« ist kein Roman, den man gelesen haben muss – nicht einmal für Western-Fans. Wer aber das Werk des Fantasy-Schriftstellers Robert E. Howard kennt und schätzt, sollte hier einen Blick riskieren.

Der Roman erschien als 150 Seiten starkes Taschenbuch – in einer Sammlerausgabe – im Blitz-Verlag. Es ist Band vier der Reihe »Abenteuer-Roman« und kann in gedruckter Form nur exklusiv im Shop des Verlages erworben werden. Er kostet 12,95 Euro.

Das E-Book kostet übrigens nur 4,99 Euro – und dieses gibt's bei allen relevanten Händlern, auch im PERRY RHODAN-OnlineShop.

Klaus N. Frick

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