Die Redaktion empfiehlt: »Die drei Geister von Tesla - Band 1« von Marazano / Bec Start einer faszinierenden SF-Trilogie

23. Februar 2018

Um es vorwegzunehmen: »Die drei Geister von Tesla« hat mich begeistert – es ist ein ungewöhnlicher Science-Fiction-Comic, der vor allem durch seine Bildwelten überzeugt, aber auch eine gelungene Geschichte erzählt. Im Prinzip ist es eine Alternativweltengeschichte, denn mit »unserer« Wirklichkeit hat das Ganze dann doch nicht so viel zu tun. Der erste Band mit dem Titel »Das štokavische Geheimnis« erschien im vergangenen Herbst.

Zur Handlung: Nachdem sein Vater im Krieg gefallen ist, ziehen ein Junge namens Travis und seine Mutter nach New York. Man schreibt das Jahr 1942, und der Krieg beherrscht alle Gespräche. Man munkelt von Spionen, man sieht geheimnisvolle Lichter im Fluss, man vermutet Geheimnisse bei seltsam aussehenden Nachbarn. Recht schnell wird Travis in ein unheimliches Geschehen hineingezogen.

Vor allem, als er erkennt, dass sein Nachbar – ein seltsamer alter Mann – offenbar der mysteriöse Nikola Tesla ist, verändert sich alles für ihn. Was verbirgt der Erfinder, warum versteckt er sich in einem Mietshaus? Seltsame Roboter tauchen auf, die an Spinnen erinnern, und im fernen Japan rüsten sich die Kriegsgegner zu einer neuen Intrige gegen die Vereinigten Staaten ...

Richard Marazano ist für die ungewöhnliche Geschichte verantwortlich. Der Comic-Autor, von dem hierzulande schon einige Comics mit Science-Fiction-Charakter veröffentlicht wurden, weiß, wie man eine Geschichte erzählt; seine Figuren wirken glaubhaft und handeln nachvollziehbar.

Seine Geschichte erzählt er so spannend, dass sie einen unweigerlich in ihren Bann zieht. Der Junge, der auf den Straßen von New York und im Treppenhaus eines Wohnblocks seinen Platz sucht, überzeugt ebenso wie die Einblicke in die Welt der Wissenschaftler und Geheimdienstler. Durch diese Wechsel der Perspektiven wird klar klar, dass die harmlosen Erkundungen des Jungen in Wirklichkeit höchst gefährlich sein könnten.

Grafisch ist der erste Band der Trilogie absolut beeindruckend. Die Bilder von New York im Krieg faszinieren, die Science-Fiction-Elemente fügen sich – trotz ihrer bizarren Anmutung – absolut nachvollziehbar ein. Alle Bilder strahlen einen Retro-Charme aus, der aber nie unmodern oder lahm wirkt.

Schon die Grafik des Albums begeisterte mich. (Wer es sich nicht vorstellen kann, sollte unbedingt die Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages anschauen.) Guilhem Bec schafft es, das seltsam erscheinende New York dieser Alternativwelt faszinierend zu präsentieren. Mal sind die Szenen unheimlich, mal wirken sie geradezu leichtfüßig; die Optik des Comics verleitet einen dazu, manche Seiten auch zwei- und dreimal zu betrachten.

Die schöne Gestaltung des Titelbildes sowie die aufwendigen Vor- und Nachsatzseiten – sie lohnen eine eigenständige Lektüre – rundet das gelungene Comic-Album ab.

Um es klar zu sagen: »Die drei Geister von Tesla« ist eine außergewöhnliche Science-Fiction-Geschichte, der Start in eine grafisch wie textlich gelungene Alternativwelten-Story. Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen und empfehle diesen Band aufs Wärmste!

Klaus N. Frick

Die drei Geister von Tesla 1
Marazano, Richard
Splitter Verlag GmbH & Co. KG
ISBN/EAN: 9783958395619
15,80 €
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