Eines der wandlungsfähigsten Comic-Universen ist seit vielen Jahren das der Stadt Gotham City. In dieser sorgt bekanntlich Batman, der sogenannte Dunkle Ritter, für Ordnung und Sicherheit. Die klassischen Geschichten werden seit vielen Jahrzehnten immer wieder neu erzählt, auch verfilmt und in andere Medien übertragen. Ich mag vor allem die Experimente, die von den Comic-Kreativen um das Gotham-Universum herum gewagt haben.
Besonders gelungen finde ich »Batman: Noel«, das im Spätjahr 2017 erneut in einer schönen Version aufgelegt wurde. Bei der Geschichte handelt es sich um eine Comic-Version der klassischen Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. In diesem erscheinen dem Geizhals Scrooge die Geister der Weihnacht und verändern so sein Leben. Wie kann man eine solche Geschichte in die Welt des Dunklen Ritters verlegen?
Klare Antwort: indem man sie einen Künstler erzählen lässt, der daraus seine eigene Vision entwickelt. Das hat Lee Bermejo geschafft, finde zumindest ich. Bermejo hat den klassischen Text genommen und modernisiert, er hat ihn vor allem in das »Batman«-Universum übertragen. Und er hat das Ganze auf eindrucksvolle Weise illustriert. Wenn jemals ein Superhelden-Comic zu Recht den Begriff der Graphic Novel, also des grafischen Romans, verdient hatte, dann war es wohl dieser.
Lee Bermejo lässt in diesem Band nicht nur Batman selbst auftauchen, sondern auch eine Reihe von weiteren wichtigen Figuren, die man aus dem Universum des Dunklen Ritters kennt. Die verführerische Catwoman spielt ebenso mit wie der gemeingeführliche Joker, der Polizist Jim Gordon und der Butler Alfred Pennyworth. Sie alle geben sich ein Stelldichein, sie alle gehen mit Batman eine neue Beziehung ein. Und sie sorgen dafür, dass seine Sicht auf Weihnachten und auf die Welt zumindest an diesem Tag eine andere wird ...
Interessant finde ich, dass die Geschichte praktisch ohne Sprachblasen aufkommt. Der Text wird »ganz normal« erzählt, und streng genommen haben wir es nicht mit einem Comic zu tun, sondern mit einem reichhaltig illustrierten Text.
Sind die Texte schon gelungen, so ist die künstlerische Umsetzung einfach klasse. Bermejo ist einer der Comic-Künstler, die sich bemühen, möglichst realitätsnah zu zeichnen. Das führt dazu, dass bei ihm der Schnee auf den Dächern und in der Luft extrem »echt« wirkt, auch die Action oder die Darstellung von Gesichtern gelingen ihm sehr gut. Jede einzelne Seite in diesem Comic-Band wirkt wie ein Kunstwerk, das man sich nicht nur einmal anschauen mag.
Ich genoss diese Weihnachtsgeschichte sehr. Wer sich für Comics begeistern kann, sollte sie unbedingt antesten. Die 132 Seiten sind zu einem eindrucksvollen Hardcover-Band aufgebunden worden – mit 29,99 Euro kostet das natürlich sein Geld. Aber als Weihnachtsgeschenk für einen Comic- und Science-Fiction-Fan ist »Batman Noel« absolut zu empfehlen!
Erschienen ist der Prachtband bei Panini Deutschland; mithilfe der ISBN 978-3-7416-0476-8 kann man das Buch überall im Buchhandel erwerben. Selbstverständlich kann man es auch im Internet bestellen, unter anderem im PERRY RHODAN-Online-Shop.
Klaus N. Frick
