Wer als Jugendlicher in den 70er- und 80er-Jahren aufwuchs und sich für Comics interessierte, kam an der Serie »Andy Morgan« nicht vorbei. Sie erschien in Fortsetzungen im »Zack«-Magazin der 70er-Jahre und wurde in den 80er-Jahren als preiswertes Comic-Album im Bastei-Verlag veröffentlicht. Erst später machten sich die Verlage daran, die Serie in guter Qualität herauszubringen.
Jetzt hat der Carlsen-Verlag mit einer Gesamtausgabe der Serie begonnen. Den ersten Band, der im vergangenen Jahr erschienen ist, habe ich mittlerweile gelesen. Es liegt auch schon ein zweiter Band vor.
Zur Handlung so viel: Andy Morgan ist ein Abenteurer. Da er über genügend Geld verfügt, kann er mit seiner Yacht CORMORAN kreuz und quer über die Weltmeere segeln. Gern steuert er Länder an, die politisch ein wenig heikel sind – was ihn immer wieder in Abenteuer verwickelt. Begleitet wird er von seinem Freund Barney und einem Schiffsjungen namens Ali.
Der erste Band der Gesamtausgaben präsentiert die ersten vier langen Geschichten, an die ich mich allesamt erinnerte, dazu aber auch redaktionelle Texte sowie die »Andy Morgan«-Kurzgeschichten, die in den späten 60er-Jahren im Magazin »Tintin« veröffentlicht wurden. Damit entsteht das faszinierende Bild einer Comic-Reihe, die sich innerhalb kürzester Zeit weiterentwickelte.
Denn seien wir ehrlich: Die Kurzgeschichten sind vor allem für die Fans und Komplettisten gedacht. Ich mag solche Frühwerke, weil sie zeigen, wie der Autor und der Zeichner angefangen haben. Sie sind erzählerisch wie zeichnerisch manchmal arg ungelenk, weisen aber schon die abenteuerlichen Elemente auf, die später für die Serie wichtig wurden. Andy Morgan ermittelt hier als Polizist, die Geschichten sind im Schnitt vier Seiten lang und steuern auf eine Pointe zu.
Erst mit den späteren Alben zeigte sich das Können der Macher. Die einzelnen Abenteuer bringen Andy, Barney und Ali an die unterschiedlichsten Schauplätze; überall haben sie es mit machtgierigen Männern zu tun, und stets werden sie gegen ihren Willen in Konflikte verwickelt. Dabei müssen sie mit Intelligenz und Kampfkraft vorgehen, es wird viel geschossen und gekämpft, und am Ende siegt – zumindest in den meisten Fällen – dann doch das Gute.
»Die Piraten von Lokanga« spielt in einem fiktiven afrikanischen Land, »General Satan« verlegt die Handlung nach Asien, während »Die Rebellen von Coronado« in Südamerika und »Die Grenzen zur Hölle« wieder im fernen Asien spielen. Ich fand die Geschichten immer noch – oder eben wieder! – sehr spannend und unterhaltsam; sie sind abwechslungsreich und dynamisch erzählt.
Mit »Andy Morgan« schufen der Texter Greg (Michel Louis Albert Regnier) und der Zeichner Hermann (Hermann Huppen) einen echten Klassiker des frankobelgischen Abenteuer-Comics. Viele Comics, die in den späten 70er-Jahren sowie in den Jahren danach veröffentlicht wurden, bauten auf den Erfahrungen der beiden Künstler auf. Sie legten mit den packenden Abenteuern, in denen spannende Dialoge und extrem realistisch wirkende Zeichnungen eine perfekte Einheit bildeten, den Grundstock für ein ganzes Genre.
Der erste Band der Gesamtausgabe lohnt sich und macht auf die Fortsetzungen neugierig. Ich empfehle ihn nicht nur denjenigen, die »Andy Morgan« schon früher kannten, sondern auch allen Neulesern – das lohnt sich echt!
Das 192 Seiten starke Hardcover-Album kostet 29,99 Euro und kann überall im Comic- und Buchhandel bestellt werden; die ISBN 978-3-551-71834-1 ist dabei behilflich. Selbstverständlich gibt es »Andy Morgan« auch im Versandhandel, unter anderem im PERRY RHODAN-OnlineShop.
Klaus N. Frick
