Der aus der Schweiz stammende Comic-Künstler Zep – mit bürgerlichem Namen heißt er Philippe Chappuis – ist sehr vielseitig: Berühmt wurde er durch seine Figur Titeuf, dessen aktuelle Abenteuer schon in den 90er-Jahren zu Bestsellern wurden und dem Künstler einige Preise bescherten. Darüber hinaus zeichnet er aber auch erotische Cartoons oder Science-Fiction-Geschichten. Zuletzt zeigte er mit »Der ferne schöne Klang« eine ganz andere Seite, weshalb ich diesen ruhigen Comic empfehlen möchte.
Als seine Hauptfigur erweist sich ein Kartäusermönch. Seit vielen Jahren lebt der Mann in einem Kloster, er hat ein Schweigegelübde abgelegt und sich in seinem entsagungsreichen Leben hervorragend eingerichtet. Er spricht nicht, er hat nicht einmal mit den anderen Mönchen viel Kontakt, er lebt karg und zurückgezogen. Als seine wohlhabende Tante stirbt, muss er zur Testamentseröffnung nach Paris fahren – sein Blick auf die Welt wird aufgefrischt, er selbst vor große Herausforderungen gestellt.
Zep erzählt diesen Comic auf eine sehr gelassene Weise: Es gibt Seiten, die ohne Dialoge auskommen oder nur sehr wenig Text bieten. Er zeigt den Lesern das Leben des Mönchs, sein einfaches Dasein, und ohne viele Worte wird klar, dass er mit diesem Leben zufrieden und mit sich selbst im Reinen ist.
Die Reise nach Paris, das Zusammentreffen mit seiner Familie, die Begegnung mit einer jungen Frau – das alles verändert ihn, aber nicht weit genug. Der Mönch erlebt die Geräusche der Stadt und das allgegenwärtige Stimmengewirr völlig anders als unsereins, und das wird in diesem Comic in gelassener und trotzdem spannender Weise erzählt.
Auch die Bilder sind zurückhaltend. Zep hat einen einfachen und gleichzeitig beeindruckenden Stil. Mit wenigen Strichen stellt er Emotionen dar; ihm gelingen aber auch Szenen in den Straßen von Paris oder in der Einsamkeit der Berge hervorragend. Die ebenfalls zurückhaltende Farbgebung unterstreicht diesen Eindruck von Gelassenheit und Ruhe.
»Der ferne schöne Klang« ist ein Comic-Roman, der mich trotz der stillen Bilder gepackt hat und den ich sicher nicht zum letzten Mal gelesen habe. Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen möchte: Der Verlag bietet auf seiner Internet-Seite eine Leseprobe an.
Erschienen ist er als Hardcover-Band im Verlag Schreiber & Leser; er ist 80 Seiten stark und kostet 19,80 Euro. Man kann ihn mithilfe der ISBN 978-3-96582-060-9 in allen Buchhandlungen bestellen; Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop liefern das Buch ebenfalls.
