Zep / Bertail: Paris 2119 Eine dystopische Comic-Welt

22. Juli 2021

Paris ist die Stadt der Liebe, so sagt man. Für viele ist Paris auch eine Stadt der Träume. Doch Paris kann man in einer Science-Fiction-Umgebung auch mit zahlreichen Verfremdungen zeigen, so dass die Stadt zwar an das Original erinnert, aber längst anders aussieht als gewohnt. Dies geschieht in dem spannenden Science-Fiction-Comic »Paris 2119«.

Paris sieht in dieser Zukunftswelt immer noch aus wie Paris, vor allem im Innern der Gebäude. Gehen die Personen jedoch auf die Straße hinaus, bemerkt man als Leser die zahlreichen Änderungen im Stadtbild. Seltsame Stacheln wuchern auf Denkmälern, über manchen Straßen wölben sich Dächer, und allerlei Drohnen schwirren durch die Luft. Sind Menschen unterwegs, hüllen sie sich oft in seltsame Mäntel, manche führen Tiere mit sich, die nicht wie Hunde aussehen, sondern eher wie irgendwelche Gürteltiere aus fernen Ländern.

Das wirkt fremdartig und faszinierend zugleich, ein Blick in eine Zukunft, in der man zwar keine Kolonien auf irgendwelchen Exoplaneten errichtet hat, aber sich kulturell und technisch weit von unserer Zeit entfernt hat. Es genügt tatsächlich schon, »Paris 2119« durchzublättern, um von dieser phantastischen Welt eingefangen zu werden.

Doch auch rein technisch ist die gezeigte Zukunft spannend. Mithilfe einer Firma namens Transcore ist es möglich, in rasender Geschwindigkeit von einem Punkt zum anderen zu reisen. Überall in der Stadt findet man die entsprechenden Transportmaschinen. In diese setzt man sich hinein, um dann an einem anderen Punkt der Erde aus dem Gegengerät herauszukommen. Man könnte ein solches Gerät auch als Transmitter bezeichnen – die Technik ist allerdings eine andere.

Ausgerechnet die Hauptperson des Comics aber – ein junger Mann namens Tristan – verweigert sich den modernen Geräten. Er fährt lieber als einer von wenigen Menschen mit der Metro durch die Stadt oder geht zu Fuß; sogar nach London reist er mit der Bahn. Seine Freundin Chloé hat keine Probleme mit moderner Technik; sie lässt sich im Hauruck-Tempo nach Peking versetzen oder schickt ihm auch mal ein Hologramm von sich vorbei.

Doch dann bemerkt Tristan, dass etwas nicht stimmt. Er hat seltsame Begegnungen in der Stadt, er trifft eine blutende Frau, die aus einer der Transcore-Stationen kommt, Erinnerungen seiner Freundin scheinen nicht zu stimmen. Er bohrt nach, er trifft sich mit einem Wissenschaftler, und dann kommt er einem unglaublichen Geheimnis auf die Spur …

»Paris 2119« wurde von dem Comic-Autor und -Zeichner Zep entwickelt. Von ihm stammt die Idee, er schrieb die Texte. Sein Paris der nahen Zukunft ist ein wenig gruselig; in dieser Stadt möchte man sich trotz aller Technik und aller Fortschritte nicht wohlfühlen. Er erzählt seine Geschichte aus der Sicht seines Helden, der Leser weiß nie mehr als dieser, und so bleiben die Geheimnisse hinter der bekannten Welt lange gewahrt. Das ist spannend, und es fesselt über die komplette Länge des Comics.

Dominique Bertail ist ein erfahrener Zeichner, und er setzt Zeps Ideen in Bilder um, die immer düster-realitätsnah wirken. Sein Paris ist schmutzig und verwirrend, seine Figur bewegt sich durch die Ränder einer Metropole, die sich von unserer Zeit schon deutlich unterscheidet. Bertail ist bei den Gesichtern seiner Figuren nicht perfekt, damit konnte er mich leider nicht packen.

Aber wie er die Stadt und die gesamte Kulisse in Szene setzt – das ist klasse! Sein zurückhaltender Stil und die selten bunte Farbgebung seiner Bilder unterstützen die kritische Science-Fiction-Geschichte Zeps.

Insgesamt ist »Paris 2119« ein spannender und eindrucksvoller Science-Fiction-Comic. Das 88 Seiten starke Hardcover-Album kostet 19,80 Euro und kann überall im Comicfach- und Buchhandel bestellt werden. Auch Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop bieten den Comic an. Die ISBN 978-3-946337-89-8 kann bei einer Bestellung behilflich sein.

Klaus N. Frick

Paris 2119
Philippe Chappuis, Zep
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9783946337898